Mittwoch, 19. Oktober 2011

Der Koppal Campus

Hallo zusammmen,

wie versprochen möchte ich den Blog nicht einschlafen lassen
und werde heute mit ein paar Bildern zeigen, wo ich hier eigentlich wohne.


Mein Zimmer













Guten Morgen Indien


Mein Lieblingsort zum Entspannen, Saxophon spielen und runterkommen: Die Dachterasse.
Es gibt keinen denkbaren besseren Ort für eine Nacht im freien.





Sicht auf den Innengarten/Innenhof











Die Physiotherapie des Koppal Campuses (mit Therapeutin Shishi).
Es kommen täglich viele Kinder und Menschen allen Alters mit unterschiedlichen Behinderungen um Physiotherapie zu erhalten.









Die Werkstatt des Koppal Campuses. Wie hier zu sehen ist, werden hier Rollstühle und Protesen, sowie Krüken und andere Hilftsmittel für den Alltag hergestellt und reapariert.








Der gemeinsame Essensraum. Hier sitzt man abends zusammen und ist isst zusammen. Hier ist ebenfalls im hinteren Teil des Bildes die Filteranlage zu sehen.

Sonntag, 16. Oktober 2011


Was, die ersten sechs Wochen  sind schon rum?! Das geht doch gar nicht. Ein Satz, den ich zu mir selbst gesagt habe, als mir diese Woche klar wurde, ich bin wirklich schon einen Monat hier.
Hier folgt nun also der erste Bericht nach dem ersten Auslandsmonat.
Sucht euch euren Lieblingsplatz aus, macht euch einen leckeren Tee oder Kaffee, lehnt euch zurück, und genießt ein bisschen von der indischen Luft.Ich sitze gerade auf der Dachterasse des Koppal Campuses, mein Lieblingsplatz, und werde nun zur Feder und Tinte greifen, und schreiben.

Wo fange ich an? Da ich über den ganzen Monat September berichte starte ich am 1.September.
Es ist Donnerstag Mittag, und ich stehe an einem der vielen Lufthansa Schalter des Frankfurter Flughafen. Ich habe leider die Hinweise meiner Mutter und Schwester kurz vor der Abreise nicht beachtet und siehe da: der Oschmann muss 100€ nachzahlen.
Gut ich muss zugeben, dass zehn Kilogramm Übergepäck ein klein wenig übertrieben sind, aber es ist schon viel was man da so für Jahr alles mitnehmen muss. Da soll mal einer sagen das Frauen immer so viel mitnehmen.

Nungut, ich hatte die erste geile Aktion des Freiwilligendienstes bereits auf deutschem Boden gerissen, und als ich mich von meinen Liebsten verabschiedet hatte, erntete ich von meinen Reisepartnern Moritz und Lukas ordentlich Hohn und Gelächter.
Ich muss sagen, dass der Flug wirklich angenehm war, weil wir viel zu erzählen hatten und die Stiuardessen lieb baten, uns noch eine Portion von dem leckeren indischen Essen zu geben, wir wussten schließlich nicht wann es wieder was zu essen gab.....

Nach knapp neun Stunden war es endlich soweit. Das letzte Stück Deutschland, das Flugzeug der Lufthansa, war nun weg. Ich habe den ersten Schritt auf den indischen Boden sehr bewusst gemacht, mich nochmal umgedreht, und los ging es.
Alles theoretische am Schreibtisch und Seminaren wurde jetzt Wirklichkeit: Indien!
Die ersten Momente in Indien waren sehr besonders, denn keiner von uns sagte etwas. Wir gingen in der Menschentraube zu unserem Gepäck, und prompt sprach mich der erste Inder an.
Es hat nicht mal fünf Minuten gedauert, und ich war im ersten sehr herzlichen Gespräch vertieft.
Draußen wartete Jürgen Eisele auf uns, unser Koordinator. Es war sehr spannend, ihn nach vielen Mails endlich zu treffen, und der zweite Kontakt mit einem indischen Mann lies nicht lange auf sich warten. Ich musste, wäre auch komisch wenn es nicht so wäre, mal wieder aufs Klo und wollte die bevorstehende lange Fahrt(1 ½Stunden) nicht damit verbringen, aufs Klo müssen. 1 ½ Stunden können sehr lang sein, wenn man aufs Klo muss.
Ich bezahlte meine ersten zwei Rupie für einen Gang aufs Klo, und war stolz, also mich der indische Mitarbeiter anlächelte.
Was sich Lukas, Moritz und mir auf der darauffolgenden Taxifahrt zum Samuha Office Bot ist sehr schwierig zu beschreiben. Mittlerweile bin ich an den indischen Fahrstil gewöhnt und ich fahre gerne mit, die erste Fahrt war jedoch eine Begegnung der dritten Art.


Ihr müsst wissen, dass die Hupe der beste Freund des Inders ist, und er rote Ampeln nicht als rote Ampeln an sieht, und wir hatten das ein oder andere Mal das Gefühl, dass unsere erste Fahrt im Krankenhaus endet. Wir haben uns jedoch gesagt, wenn sich Jürgen wohlfühlt, dann können wir auch chillen. Ich weiß nur, dass ich zu Moritz meinte: „Du wenn wir dies hier überleben, heiraten wir“. Da er nicht darauf antwortete, und stattdessen darauf fixiert war, sich irgendwo festzuhalten, weiß ich nicht was daraus wird. Ich werde ihn mal demnächst drauf ansprechen;-).
Auch obwohl es Nachts war, waren die ersten Momente Bangalore sehr schön und traumhaft.
Ich mag Bangalore sehr, und werde später noch erklären warum.
Angekommen im Samuha Office freuten wir uns auf eins: Schlafen!
Den darauffolgenden ersten Tag in Indien verbrachten wir mit Jürgen in Bangalore. Jürgen verstand es wirklich ausgezeichnet, uns langsam die Kultur nahezubringen. Er gab uns vor allem Zeit. Zeit, zu sehen, aufzunehmen, und (auch mal auf Deutsch) nachzufragen.
Wir verbrachten dann einen Tag in Mysore,wo wir unseren Mentor Manoha kennen lernten und einen schönen Tag mit ihm verbrachten.

In Bangalore haben wir vor allem eins gelernt: Ohne Ruhe und Geduld kommen wir in Indien nicht durch. Vor allem ich musste anfangs lernen, mich beim Auto, Bus und Riksha fahren zu entspannen, aber das sind Dinge, die einen heute gar nicht mehr stören. Ich nehme den Verkehr jetzt gar nicht mehr als so hektisch war.
Bangalore ist eine, in meinen Augen, sehr schöne Metropole, die pulsiert. Ich habe mich sehr wohl gefühlt.
Das erste Highlight des Monates September war die Fahrt im Nachtzug nach Koppal. Aus langen Gesprächen mit meinem Mentor David haben wir erfahren, dass es urig und einfach schön ist, Zug zu fahren, und so die indische Mentalität und Landschaft kennen zu lernen.
Ich habe es einfach genossen, bei der kühlen Nachtluft aus Bangalore raus zufahren. Am Morgen darauf hatten wir einen der bisher schönsten Momente, den ich hier erlebt habe.
Jürgen weckte uns extra so, dass wir den Aufgang der Sonne mitbekamen. Wir saßen also mit indischem Tee den Sonnenaufgang. Es bringt nichts diese Momente zu beschreiben, man muss sie: Erleben!

Wir kamen nach der Nachtzugfahrt in Koppal an, und was sich dort abspielte, war wie im Film. Wir stiegen in einen Jeep ein, und fuhren wie in einer Traumblase zum Koppal Campus.
Nach einem indischen Lunch trennten wir uns von Jürgen und Lukas, und Moritz und ich blieben in Koppal.

Dort erlebten wir für zwei Wochen das, was der SCI als On-Arrival Seminar definiert. Ankommen, Zeit lassen, zur Ruhe kommen, und eine kleine Einführung bekommen.
Ich kann sagen, dass ich mich von Anfang an in Koppal wahnsinnig wohl gefühlt habe, und deswegen ziemlich schnell entschieden habe, hier zu bleiben. Ich kann sagen, dass ich den Koppal Campus als mein Rückzugsort sehe, und hier viele Menschen sind, mit denen ich oft rede und Zeit verbringe.
Moritz und Ich bekamen also Zeit, uns einzugewöhnen, ein paar Besorgungen zu erledigen und die ersten Wörter der Sprache Kannada zu lernen.
Ebenfalls bleib uns die indische Gemütlichkeit und die Registrierung nicht erspart.
Mit einem Augenzwinkern, dass an meinen Mentor David gerichtet ist, kann ich nur sagen, es war wirklich schön, drei mal zum Police Office zu kommen, und jeweils vier Stunden dort zu verbringen.

Den Beginn des Projektes und die weiteren Tage zu beschreiben würde zu lange dauern, aber ich kann sagen, dass die Zeit hier sehr geil ist, und dass es schade ist, dass der erste Monat schon rum ist.
Umso mehr freue ich mich auf die kommenden zehn Monate, und kann sehr froh sagen, dass ich bei Samuha/Sarmathya bei absoluten Vollprofis gelandet bin.
Sowohl die Director, und die Kollegen sowie anderen Mitarbeiter wissen genau was ich brauche, um glücklich zu sein. Ich bin an eine Organisation mit Erfahrung geraten.

Es hört sich vielleicht so an, als wollte ich alles pink malen und sagen das alles toll ist. Ich erlebe hier durchaus auch negative Momente, oder Konflikte, die man lösen muss.
Jedoch bin ich einfach froh, mit dem SCI in Bonn, meinem Reisepartner und Samuha Glück gehabt zu haben. Ich kann mich also voll in mein Projekt stürzen.


Zur indischen Mentalität kann ich sagen: Das passt sehr zu mir. Die Inder und Inderinnen sich Menschen, die offen sind und viel und gerne reden. Der Inder hat kein Problem damit, nachts um 3h laut zu telefonieren oder Musik anzumachen (was wirklich nicht böse gemeint ist weil das hier einfach so gemacht wird).
Was mich hier so wahnsinnig fasziniert, und warum ich mich hier so wohl fühle ist, das die indischen Menschen immer Zeit für dich haben. Man bekommt ein Gefühl, als wäre man immer da gewesen, und als würde man immer dazu gehören.
Es ist einfach der Plausch für zwischendurch, der hier einfach nur herzlich und ernst gemeint ist.
Auch wenn man die Person nicht kennt, man nimmt sich einfach Zeit und symbolisiert mir: „ Ich lasse alles stehen uns liegen, und habe jetzt in dem Moment nur Zeit für dich!“
Auch wenn es mit Kollegen oder Menschen auf der Straße Verständigungsschwierigkeiten hat,
man kann hier immer kommunizieren, auch wenn es nur ein netter Gruß oder ein Lächeln ist.

Hier zu muss ich eine sehr nette Story erzählen: Ich habe mit Moritz eine Tagestour nach Hospet gemacht, und haben uns entschieden, auf dem Rückweg den Zug zu nehmen.
Da der Zug voll war, setzt man sich hier in Indien einfach mit einer Packung Keksen und einer Banane(sehr lecker und empfehlenswert) auf die Gepäckablage, und entspannt sich.
So kam es, dass wir mit Jugendlichen, die uns gegenüber saßen, ein nettes Gespräch geführt haben, und 1Stunde sehr intensiv geredet haben. Ein sehr cooler Moment.

Ich kann sagen, dass es entgegen aller Meinungen und vielleicht auch der ein oder anderen Kritik die beste Entscheidung war nach dem Abi nach Indien zu gehen.
Ich stecke mitten im Projekt, und werde das Projekt im nächsten Bericht genauer beleuchten.



Und wenn man hier mal nicht mehr weiter weiß, dann gibt es den Physiotherapeuten Prabakha, den Admin Pakerappa, den Fahrer Guru, und noch wahnsinnig andere viele Menschen auf den beiden Campusen, mit denen man einen Tee trinkt, und ein Pläuschen hält.

Abschließend möchte ich folgendes sagen:
Sollte eine Email oder eine Antwort etwas auf sich warten lassen, dann seid euch bewusst, dass ich mit Moritz oder sonst irgendeinem bis spät in die Nacht über Plänen und Präsentationen hänge, und Rampen konstruiere, und dass es mir auf jeden Fall gut geht.
Ganz nach der indischen Mentalität kann das, auch mit dem Blog, schon mal etwas dauern.

Ich möchte mich sehr herzlich für die mentale Unterstützung vor und während meines Dienstes von Deutschland aus bedanken.
Dies richtet sich vor allem an meine Familie, meine Freunde/Bekannten,
Sandra(an das gesamte Team des Service Civil International) und an meinen Mentor David Schnitzler.


Ich werde mir nun mein Saxophon nehmen und in den Sonnenuntergang meine Lieblingssongs hineinspielen denn:


Indien ruft, Leute!
Lang lebe die Borussia, denn Deutscher Meister
und bester Fußballclub aller Zeiten ist, bleibt, und wird
für alle Zeiten:NUR der BVB 09!


(ihr seht, meinen rheinländischen Humor habe ich hier unten nicht verloren;-))

Euer aller
OschMÄN